Menschen | 11. Mai 2021 | Daniel Adler

„Mehr Zeit für die Kunst“

Ein Gespräch mit Aron Göttmann

Es ist über ein Jahr her, dass das öffentliche Leben in Deutschland zum ersten Mal heruntergefahren wurde. Spricht man heute mit Menschen über den ersten Lockdown, scheint gar ein bisschen Nostalgie aufzukommen. Damals schienen die Leute noch nicht so „mütend“ und die Zeit zu Hause wurde vielfach für neue Projekte genutzt – ganz gleich, ob das Sport war, die neu entdeckte Begeisterung fürs Brot backen oder die ersten Strickversuche. Auch das Leben von Aron Göttmann (24) aus Neckargemünd veränderte sich durch die Pandemie nachhaltig. Denn der Kommunikationsdesignstudent hatte auf einmal vor allem eins: Mehr Zeit für Kunst.

Aron Göttmann ist Künstler und Student an der Hochschule Mannheim. Wie andere Studierende auch, sitzt Aron seit dem Beginn der Coronakrise nicht mehr im Vorlesungssaal, sondern vor allem vor seinem Laptop in seinem Zimmer. Während er den Professoren zuhört, liegt Aron allerdings nicht auf der Couch, sondern widmet sich seiner Kunst, wie er im Interview erzählt:

Nebenher bin ich andauernd dabei, auf größere Papiere zu zeichnen oder, wenn ich gerade auf eine große Leinwand male und mit einem Bild noch nicht fertig worden bin, dann arbeite ich an meinem Bild weiter. Ich male und zeichne wirklich permanent nebenbei und kann da gar nicht anders. So kann ich mich aber auch echt besser darauf konzentrieren, was die Profs sagen.

Die Kunst ist schon seit Kindheitstagen sein tagtäglicher Begleiter gewesen, so Aron:

Mein Opa war ein richtig guter Zeichner und mein Dad hat das auch daher, er zeichnet auch sehr gut und hat in seiner Jugend richtig große Bilder gemalt. Ich bin definitiv kreativ aufgewachsen und mein Bruder und ich haben früh gemalt und gezeichnet, das also quasi in die Wiege gelegt bekommen.

Wo immer und wann immer er konnte, malte und zeichnete Aron. Als Jugendlicher begeisterte er sich vor allem für Graffiti, um dann mit etwa 16 Jahren Spraydosen und Mauerwände gegen Leinwand und Pinsel auszutauschen. Damals begann er, vor allem im abstrakten Stil auf Leinwand zu malen. Auf Papier hat sich Aron dem sogenannten Scribble-Stil verschrieben. Dabei zeichnet er viele Figuren und kleine Welten. Typisch für diesen Stil ist es, aus einer Linie zu zeichnen, den Stift also möglichst wenig abzusetzen. Bereits mit 17 Jahren hatte Aron seine erste Vernissage und fing an, seine Kunst zu verkaufen.

Die Kunsttechniken, die Aron nutzt, sind vielseitig: Von Siebdruck zu Acryl- und Ölfarben, von Pastellkreide zu Filzmarkern. Auch sprayt Aron nach wie vor noch. An Graffiti schätzt er vor allem, dass er sich auf großen Flächen künstlerisch austoben kann und seine Kunst für jeden sichtbar wird. Inspiriert hat ihn auch die Philosophie des amerikanischen Pop-Art Künstler Keith Haring, der selbst Streetart schuf, sagt Aron:

Keith Haring war auch viel draußen sprayen und hat den Gedanken „Kunst ist für alle da“ vertreten. Also nicht nur für Leute, die in Galerien gehen, sondern für jeden Passanten, der daran vorbei geht. Das teile ich auf jeden Fall auch.

Aron würde seinen Kunststil am meisten der Pop Art zuordnen. Geprägt ist er vornehmlich von der Kunst der 1960er Jahre in New York, erklärt er uns:

Jean-Michel Basquiat, Andy Warhol, Keith Haring, Roy Lichtenstein. Da hat viel auf den Straßen stattgefunden. Gerade Jean-Michel Basquiat und Keith Haring sind dadurch bekannt geworden, dass sie ihre Kunst draußen auf Wände gesprayt haben. Die Kunst in der Zeit war einfach wild und ungefiltert. Diese Richtung und der Lifestyle dieser Zeit gefallen mir einfach.

Auf einer künstlerischen Ebene hat Aron das Gefühl, von der Coronakrise profitiert zu haben. Er sagt, dass er seit dem Beginn der Pandemie künstlerisch produktiver geworden sei:

Ich hab‘ einfach viel, viel mehr Zeit für die Kunst. Wenn ich nicht raus darf und mich nicht mit Freunden treffen kann, beschäftige mich die ganze Zeit mit Kunst und male sehr viel. Auch in meiner Kunst sieht man Bezüge zu Corona, wenn man genauer hinschaut.

In Zeiten der Isolation kam dem 24-Jährigen auch die Idee für ein neues Kunstprojekt: T-Shirts mit seiner Kunst als Print zu designen. Mittlerweile bedruckt er sowohl Hoodies als auch T-Shirts mit seinen Motiven.

Das mit den Shirts hat während der Coronazeit angefangen. Als die Uni auf einmal nur noch online stattgefunden hat, hatte ich auf einmal super viel Zeit. In der Zeit habe ich mich ein bisschen mehr mit Andy Warhol beschäftigt und fand Siebdruck sehr interessant. Die Idee, meine Kunst auf ein anderes Medium übertragen, fand ich einfach mega geil. Dann hab‘ ich mir spontan den Siebdruck bestellt und damit einfach angefangen. […] Am Anfang hatte ich Textilstifte und fing an, meine Figuren und meinen Kunststil auf meine eigenen Sachen zu malen. Dann dachte ich mir: Warum nicht? Das kann man ja einfach mal testen. Und seitdem läuft das echt gut.

meint Aron über seine Kunst auf Textilien.

Der amerikanische Künstler Andy Warhol wurde zu Beginn der 1960er Jahre mit der Siebdruck-Technik berühmt. Beim Siebdruck wird die Druckfarbe mit einer Gummirakel durch ein feinmaschiges Gewebe hindurch auf das zu bedruckende Material gedruckt. Aron erzählt, wie viel Spaß es ihm macht, Shirts und Hoodies mit der Siebdruck-Technik zu bedrucken.

Mit seiner Kunst möchte Aron erreichen, dass die Leute vor seinen Werken stehen bleiben und zweimal hinschauen müssen:

In meinen Bildern sind fast immer tiefgründige und ernsthafte Aspekte enthalten. Das soll die Leute dazu bringen, die Antwort in einem Bild zu suchen. Die Leute sollen im Chaos des Bilds Botschaften entdecken. Wie auch im Leben selbst.

Und wer weiß, vielleicht finden wir im Chaos dieser Tage auch eine besondere Botschaft. Oder zumindest einen neuen Funken Kreativität.

Aron Göttmanns Bilder, Print-Shirts und Hoodies kann man auf seiner Webseite ansehen und anfragen.
Alternativ schickt man ihm einfach eine Nachricht, falls man bei ihm Zuhause vorbeikommen möchte, um seine Bilder persönlich zu betrachten.
Einige seiner neuesten Werke hängen außerdem im Barbershop mightymorris in Heidelberg.

von Daniel Adler

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